Gedächtnis und Informationswahrnehmung (1)

Effektiver arbeiten, indem Sie die Funktionsweise des Gedächtnis verstehen

Unser ganzes Leben lang müssen wir lernen: Laufen lernen, Autofahren lernen, Rechnen lernen, eine Sprache lernen. Während manche Menschen dies gerne tun, sehen andere darin eine Schwierigkeit, eine Angst. Heute möchten wir Ihnen das fabelhafte Werkzeug, das jeder Mensch besitzt, etwas näher bringen: das Gedächtnis, oder besser gesagt, die Gedächtnisse. Denn ja, wir haben mehrere davon! Wenn wir sie kennenlernen und verstehen, wie sie funktionieren, können sie von Feinden zu Verbündeten werden!

Die Theorien und Erklärungen sind vielfältig und sehr komplex; das Ziel dieses Artikels ist es, die Funktionsweise so gut wie möglich zu vereinfachen und zu schematisieren, um es verständlich zu machen, damit wir im Alltag davon profitieren können.

Wie funktioniert also unser Gedächtnis, wenn wir einer Information begegnen?

Um uns eine Information zu merken, durchlauft diese drei Phasen: Wahrnehmung oder Aufnahme der Information, Speicherung und Abruf.

Hier sind also die verschiedenen Gedächtnisse, die angesprochen werden, wenn uns eine Information erreicht.

1) Das sensorische Gedächtnis

Wenn wir eine Information wahrnehmen, nehmen wir sie über unsere Sinne auf: Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Fühlen. Diese verschiedenen Informationen werden für eine sehr kurze Zeit im sogenannten sensorischen Gedächtnis gespeichert. Die Dauer kann von unserem vorherrschenden Sinn abhängen. Wenn wir über das Lernen sprechen, werden nämlich häufig die folgenden Typen genannt: visueller, auditiver oder kinästhetischer Lerntyp. Die Berücksichtigung unseres vorherrschenden Sinns ist also ein wirksames Instrument, um Informationen länger zu behalten. Aber Vorsicht: Alle Sinne sind für die Informationsaufnahme notwendig; wahrscheinlich fühlen wir uns mit einem Sinn wohler, aber auch die anderen sind wichtig.

Wenn diese Zeit abgelaufen ist, wird die Information entweder an das Kurzzeitgedächtnis (oder Arbeitsgedächtnis) weitergeleitet oder sie geht verloren.

Was wir daraus lernen können:

Unsere Sinne nehmen Informationen auf: Wenn Sie lernen, versuchen Sie, die Sinne zu variieren, die die Informationen wahrnehmen. Wie wäre es, wenn Sie das Wort zeichnen oder einen Geruch mit einer mathematischen Formel verbinden?

2) Das Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis

Wenn die Information nicht verloren geht, dann setzt sie ihren Weg in das Kurzzeitgedächtnis fort. Wir können uns dieses Gedächtnis als eine Zentrale für die Datenverarbeitung vorstellen. Es zeichnet sich durch zwei wesentliche Elemente aus:

  1. Die Dauer der Informationsspeicherung beträgt etwa zehn Sekunden: Es ist dieses Gedächtnis, das mobilisiert wird, wenn wir uns eine Telefonnummer merken müssen, ein Passwort oder auch den Anfang eines Satzes, den wir lesen.
  2. Die Informationseinheit entspricht +- 7, d. h. wir können darin +- 7 Informationseinheiten auf einmal speichern. Eine Einheit kann eine mathematische Formel, eine Endung in der Konjugation oder eine Zahl darstellen.

Was wir daraus lernen können:

Vielleicht haben Sie sich schon einmal so gefühlt: Sie nehmen an einem Kurs teil und fühlen sich völlig verloren und überfordert. Könnten Sie sagen, woran das liegt? Ja, die wahrgenommenen Informationseinheiten sind zu groß. Daher muss im Arbeitsgedächtnis Platz geschaffen werden. Wie können Sie das tun? Zum Beispiel, indem Sie bestimmte Elemente auf einem Blatt notieren oder aber die Elemente so gruppieren, dass weniger Einheiten entstehen: Statt sich eine Telefonnummer nach Zahlen zu merken, gruppieren Sie sie in Zahlengruppen. So kann 0-2-6-4-5-6-1-4-4-7 10 Einheiten einnehmen, während 026-456-1417 nur 3 Einheiten einnehmen.

An diesem Punkt stellen Sie sich sicherlich die Frage: Wie kommen wir vom Kurzzeitgedächtnis zum Langzeitgedächtnis? Um dies zu tun, muss unser Gedächtnis die Informationen codieren, damit sie im Langzeitgedächtnis gespeichert werden können.

3) Das Langzeitgedächtnis:

Die Enkodierung ist entscheidend, um Informationen im Langzeitgedächtnis zu speichern. Um eine Information zu enkodieren, muss man sie sie immer wieder ansehen. Dies kann auf bewusste oder unbewusste Weise geschehen. Wenn wir zum Beispiel mehrmals mit einer mathematischen Formel konfrontiert werden: theoretische Erklärungen durch den Lehrer, Wiederholung zu Hause, Anwendung in Übungen, dann codieren wir diese Information und speichern sie im Langzeitgedächtnis. Abgesehen von der Häufigkeit, mit der wir dieser Information ausgesetzt sind, müssen wir unserem Gedächtnis zeigen, wie es diese Information enkodieren kann: Wenn wir zum Beispiel unser Lernen auf eine bestimmte Art und Weise organisieren, dann wird die Information enkodiert: eine klare Struktur ist sehr hilfreich. Außerdem ist es wichtig, Verbindungen zwischen der Information, die wir uns merken wollen, und den Informationen, die wir bereits kodiert haben herzustellen. Ein Beispiel: Wir kennen das Wort „Tür“ und lernen das Wort „Fenster“: Wenn wir uns die Verbindung zwischen den beiden Elementen bewusst machen, wird die Information schneller enkodiert und im Langzeitgedächtnis gespeichert.

Was wir daraus lernen können:

Es ist entscheidend, eine Information mehrmals und idealerweise auf unterschiedliche Weise zu betrachten, Verbindungen zu bereits Bekanntem herzustellen und übersichtlich zu ordnen, um in den Prozess der Kodierung einzutreten. Durch das Kodieren wird eine Information im Langzeitgedächtnis gespeichert.